Hachiko

Warum die wahre Geschichte trauriger ist als der Film

Akita Inu wie Hachiko

Inhalt - Alles im Überblick

Der Name Hachiko ist spätestens seit dem Film über den treuesten Hund der Welt der Inbegriff für die Loyalität der Vierbeiner. Was in dem abendfüllenden Kassenschlager romantisiert und verklärt dargestellt wird, ist in Wahrheit noch trauriger. Denn wohlwollende Bekanntheit erlangte Hachiko erst kurz vor seinem Tod. Die meiste Zeit seines Lebens wurde er hingegen als Störfaktor betrachtet, war einsam und unversorgt.

Seit der Verfilmung trägt die Geschichte zudem nicht nur zu einem besseren Umgang mit Hunden bei, sondern hat auch das Gegenteil hervorgebracht. Warum eine so schön anmutende und rührende Geschichte zu Tierleid führen kann, erfährst du hier.

Ist der Film Hachiko eine wahre Geschichte?

Der Film Hachiko basiert auf einer wahren Geschichte. Wie so oft in Filmen üblich, wurden allerdings kreative Änderungen vorgenommen. Dadurch erscheinen vor allem der loyale Hund und seine Trauer über den Verlust seines Halters rührend. Wirklich traurig ist jedoch die Realität dahinter.

Hachiko: die wahre Geschichte hinter dem Film

Im Dezember 1923 holt Hesaburo Ueno – ein japanischer Universitätsprofessor – einen acht Wochen alten Welpen in sein Leben. Er tauft ihn „Hachi“. Im Japanischen bedeutet dieser Name so viel wie „Acht“. Einer Zahl mit der symbolischen Bedeutung für Glück.

Hachi wohnt mit dem Professor im Haus, wird von ihm erzogen und begleitet ihn ohne Leine auf Spaziergängen – für diese Zeit in Japan ungewöhnliche Umstände. Hund und Halter entwickeln eine feste Bindung zueinander. So fest, dass Hachiko Hesaburo Ueno täglich zum Bahnhof begleitet. Der Professor steigt in den Zug, begibt sich zu seiner Arbeit in Tokyo und wird abends von Hachi sehnsüchtig am Bahnhof erwartet.

Für viele Menschen heute unvorstellbar und daher umso schöner: Der Hund holt seinen Halter abends vom Bahnhof ab.

Dieses Ritual hält nicht einmal anderthalb Jahre an. Im Mai 1925 erlitt Professor Hesaburo Ueno einen Hirnschlag während seiner beruflichen Tätigkeit in Tokyo und kehrte nicht mehr nach Hause zurück. Vergeblich wartet Hachi auf seine Ankunft.

Katze schläft in Hachiko Statue

Das Leben von Hachiko

Bis zum Versterben seines Besitzers erfuhr Hachiko Zuwendung, wurde mit Futter versorgt und hatte ein sicheres Zuhause. Zwar lief er ungesichert und hatte während der Abwesenheit seines Halters nicht einmal Aufsicht, doch er hatte zumindest ein Dach und eine gesicherte Versorgung.

Das alles änderte sich schlagartig mit dem Tod seines Halters.

Hachiko entwischt täglich den Verwandten des Mannes. Er läuft immer wieder zum Bahnhof und wartet dort auf die Rückkehr seines Halters. Was herzzerreißend, loyal und treu wirken mag, ist doch vor allem, dass Vernachlässigung zuzuschreiben ist.

Diese Vernachlässigung macht sich auch Tag für Tag bemerkbar: Hachiko wirkt zunehmend verwahrlost. Aus dem geliebten Hund wird ein Streuner, der kein Zuhause und keinen Halter hat.

Hachiko Film – Unterschiede zur echten Geschichte

Hachiko ist bis heute nicht vergessen. Das ist mehr als überraschend. Denn der verwahrloste, große Hund, der täglich am Bahnhof lungerte, war lange Zeit alles andere als erwünscht. Zwar reagierte er auf die Versuche ihn zu vertreiben und zu verletzen ruhig, dennoch wurde er erst ab 1928 am Bahnhof „toleriert“.

Als ihn schließlich ein ehemaliger Student des Professors als dessen Hund erkennt und damit beginnt, sein „Image“ vom Streuner zum treuen Begleiter zu ändern, lebt Hachiko schon seit vielen Jahren auf der Straße. Die Verwandten seines Halters haben keine Verantwortung übernommen. Er hat nirgends ein Zuhause gefunden.

Wie lange wartet Hachiko?

Trotz der widrigen Umstände wartete Hachiko fast zehn Jahre auf sein Herrchen, bevor er selbst im März 1935 tot aufgefunden wurde. Zwar wird er in den letzten Jahren mit Futter versorgt, einen neuen Halter und ein liebevolles Zuhause findet er dennoch nicht.

Den später aufkommenden Ruhm kann er ebenso wenig genießen wie die in seinen Ehren errichteten Statuen.

Hachiko Statue in Shibuya

Hachiko: Ruhm und Ehre nach dem Tod

Während seines Lebens machte sich niemand die Mühe, Hachiko ein neues und schönes Heim zu bieten, ihm Liebe zu geben und ihn zu schützen. Seit seinem Ableben 1935 wurden insgesamt drei Statuen errichtet und zwei Filme gedreht. Zusätzlich kennt jeder die Antwort auf die Fragen „Wie heißt der traurige Film mit dem Hund?“ oder auch „Wie hieß der Hund, der jahrelang auf sein Herrchen gewartet hat?“. Hachiko hat lange nach seinem Tod die Herzen im Sturm erobert.

In welchem Stadtteil Tokyos steht die Bronzestatue des Hundes Hachiko?

Von Hachiko finden sich Statuen in Shibuya, Ōdate und an der Universität, an der sein Halter unterrichtete. Am Bahnhof in Ōdate wurde eine Bronze-Statue aufgestellt, da der Hund hier zur Welt kam.

Was geschah mit Hachiko nach dem Tod?

Nach seinem Tod wurde Hachiko zu einer Legende. Er wurde daher nicht nur in Form von Statuen und Geschichten verewigt, sondern findet sich auch als ausgestopfte Figur in Tokyos Museum für Naturwissenschaften.

Was bedeutet Hachiko auf Deutsch?

Hachiko setzt sich aus Hachi und Ko zusammen. Wie du bereits weißt, bedeutet „Hachi“ in der deutschen Sprache „acht“ oder auch Glück. Die Silbe „Ko“ diente der förmlichen und respektvollen Ansprache von Höhergestellten. Er entspricht also in etwa dem „Herr“. Der wenig klanghafte Name „Herr Acht“ ließe sich deutlich schöner mit „Herr Glück“ übersetzen.

Die Zugabe spricht allerdings vor allem für die wachsende Anerkennung gegenüber dem Hund.

Ist Hachiko ein Shiba Inu?

Nein, Shiba Inu sehen Hachiko zwar ähnlich, sie sind jedoch deutlich kleiner und auch charakterlich anders aufgestellt. Bei dem treuesten Hund der Welt handelt es sich um eine andere Rasse, die zum damaligen Zeitpunkt in Japan nicht nur rar, sondern nahezu ausgestorben war.

Was ist Hachiko für ein Hund?

Bei Hachiko handelt es sich um einen Akita Inu. Er fällt in die Gruppe der Spitze und Hunde vom Urtyp. Leider verstehen viele Menschen nicht, was das bedeutet.

Warum Hachiko Kritik hervorruft

Jedes Jahr, zumindest zu Weihnachten, flimmert der Film mit Hachiko in einer der Hauptrollen über die heimischen Bildschirme und rührt zu Tränen. Die romantisierte Fassung weist dabei allerdings nicht auf Probleme hin, die der Film erzeugt.

Akita Inus wurden wegen dem Hachiko Film zum Trend

Hachiko wird zum Trendhund

Hachiko oder besser gesagt der Akita Inu und auch der Shiba Inu als „Mini-Version“ wurden zu Trendhunden. Jedes Jahr aufs Neue werden die loyalen und treuen Tiere als Inbegriff der lebenslangen Begleiter angeschafft.

Dennoch zeigen sich nur wenige Exemplare dieser Rassen auf der Straße. Die Gründe dafür liegen in dem Unterschied zwischen Film und Wirklichkeit.

Die plüschig, kuschlig wirkenden Inus sind in der Regel nicht verschmust. Sie sind zudem Ein-Mann-Hunde, die sich ungern Kommandos oder gar Befehle geben lassen. Dadurch werden sie weder in der Hundeschule glänzen, noch einen idealen Hund für Anfänger abgeben. Auch als Familienhund können sie frustrierend sein, denn das Setzen von Grenzen und das Folgen von Befehlen muss bei ihnen hart erarbeitet werden.

Wer das Vertrauen der Vierbeiner einmal gewonnen hat, hat in dem Akita Inu einen verlässlichen – aber auch eigensinnigen – Partner. Du musst klare Grenzen setzen und diese konsequent einhalten, darfst dabei jedoch nicht die Persönlichkeit deines Hundes vergessen.

Ob Krallenschneiden, Fellpflege oder sittliches Laufen an der Leine – vom Rückruf ganz zu schweigen – bei diesen Hunden ist Erfahrung und viel Geduld erforderlich.

Diese Ansprüche erfüllt bei Weitem nicht jeder. Daher landen viele der durch den Film „Hachiko“ angeschafften Hunde im Tierheim oder werden lediglich im Hinterhof gehalten. Denn für das Leben in der Stadt oder gar Besuche auf der Hundewiese eignet sich diese Rasse nicht. Gerade das versprechen sich allerdings viele der Menschen, wenn sie den Film gesehen haben. Der treue Begleiter scheint sich schließlich überall einzufügen, solange sein Mensch dabei ist. Dem ist jedoch nicht so.

Hachiko und der aktuelle Tierschutz

Weitere kontroverse Punkte an Hachiko, die oftmals gar nicht angesprochen werden, sind tierschutzrelevante Kriterien.

Die Begebenheit beginnt am Anfang des 20. Jahrhunderts. Nichtsdestotrotz wird das Leben von Hachi in vielerlei Hinsicht verherrlicht.

Das wird auch dir klar, wenn du dir die Umstände der Anschaffung und der Absicherung vor Augen hältst. Der Professor wohnte allein und hatte keinerlei Betreuung für seinen Hund. Ob Hachi also in einen Unfall oder einen Kampf verwickelt wurden wäre, es wäre niemandem aufgefallen.

Auch für andere Notfälle hatte der Besitzer nicht vorgesorgt.

Wäre Hachiko eines Tages nicht mehr zum Bahnhof gekommen, weil er von einem Zug überfahren wurde: Statuen gäbe es für den treuen Hund nicht. Er wäre nur einer von vielen, der auf der Strecke geblieben ist.

Das Umfeld ist nicht hinreichend bekannt

Hunde brauchen Futter, Wasser, haben einen Sexualtrieb, neigen zu Territorialverhalten und sind Jäger. Selbst der freundlichste Hund kann aufgrund von Hunger kleinere Tiere jagen, Müll durchstöbern oder sich gegenüber Menschen aggressiv zeigen. Als Streuner war Hachiko wahlweise auf die Fütterung durch Fremde angewiesen oder musste sich selbst damit versorgen.

Ob er dabei Mülltonnen umwarf, die Hühner der Nachbarn riss oder fortgesetzt bettelte: in dem Gebiet ist es unwahrscheinlich, dass es nicht zu Ärgernissen kam.

Hinzu kommt, dass Hachi ein intakter Rüde war. Läufige Hündinnen dürften ihn daher mehr als einmal abgelenkt haben.

Neue Statue zeigt Hachiko mit Professor Hidesaburo Ueno

Hachiko: Erst im Tod geehrt

Hachiko wurde nicht in einem neuen Zuhause aufgenommen. Er wurde nicht gesundheitlich versorgt, vor Kämpfen bewahrt oder auch nur vor der Kälte geschützt.

Zum Teil dürfte das an der Zeit liegen. Einen Hund direkt von der Straße aufzunehmen und sich ihm zu widmen, kommt auch heute noch selten vor. Zum anderen war das Verständnis von hündischem Verhalten in einem geringeren Maße vorhanden.

Andernfalls hätten sich beispielsweise die Verwandten des Professors umfassender mit dem Hund beschäftigt. Denn, auch wenn Akita Inus einen schwierigen Charakter haben, können Sie sich auf neue Besitzer einstellen. Dafür benötigen Sie jedoch wie alle anderen Tiere ausreichend Zeit und den passenden Umgang.

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